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des Harâm.JERUSALEM. 3. Route. 195

An der Südwestecke der Tempelmauer liegt der Felsboden 18m
unter der heutigen Bodenfläche. Die grosse Mauer, welche die
ganze Westseite entlang noch heute tief im Boden steckt, war einst
dem Auge sichtbar. Sie diente bloss dazu, um eine ebene Fläche
für die Tempelarea herzustellen, und nahm sich als riesenhaftes
Postament gewiss einst sehr grossartig aus.

Die Südseite der Tempelmauer können wir erst wieder erblicken,
wenn wir zum Mistthor (auch Moghrebinerthor genannt) hinaus-
gehen
und uns links um die moderne Mauer herum wenden. Aus
den Nachgrabungen ergibt sich, dass der Fels hier gegen O. hin
von 18m Tiefe sehr rasch zu 27m abfällt; bis zu dieser Tiefe steckt
an dieser Stelle die herodische Tempelmauer in der Erde. Dann
steigt der Fels wieder gegen Osten an. Mit anderen Worten: unter
der Südwestecke der Tempelarea läuft das Tyropoeonthal durch, und
die Südwestecke des heutigen sowohl als des antiken Tempels steht
eigentlich bereits nicht mehr auf dem Tempelberg, sondern auf
dem gegenüberliegenden Abhang.

An der tiefsten Stelle dieser jetzt nicht mehr sichtbaren Thal-
senkung
hat Warren einen unterirdischen Kanal entdeckt, in einer
Tiefe von 7m aber ein Steinpflaster, das wohl aus spätrömischer Zeit,
und in der Tiefe von 12m ein anderes, das vielleicht aus herodischer
Zeit stammt; die noch tiefer im Boden steckende Mauer besteht aus
Quadern mit rauher Oberfläche. Von dem schon S. 186 besprochenen
Doppelthor an, das also von Süden direct unter die Aksa hinein-
führt
, ist die Mauer älter. Der Felsen steigt bis zur dreifachen
Pforte aufwärts und liegt bei derselben kaum einige Fuss unter dem
jetzigen Boden, worauf er rasch nach Osten gegen das Kidronthal
abfällt. Unter dem ebenfalls vermauerten einfachen Thore (S. 187),
das aus später Zeit stammt, ist ein alter Wasserlauf gefunden
worden. Während die Bodenoberfläche vom dreifachen Thor bis zum
Südostwinkel der Mauer um 7m fällt, senkt sich das ursprüngliche
Felsenterrain um etwa 30m; in der Tiefe ist ein Krug und an den
Quadern Zeichen in rother Farbe und eingehauene Buchstaben ge-
funden
worden. Diese Zeichen scheinen phönicisch zu sein. Haben
wir hier eine Mauer aus althebräischer Zeit? Diese Frage ist noch
ungelöst, aber man dürfte wohl zu einer bejahenden Antwort sich
hinneigen müssen. In welchem Jahrhundert aber die Riesenquadern,
welche hier am Südostwinkel über dem heutigen Boden unsere
Aufmerksamkeit auf sich ziehen, an ihre Stelle gerückt worden
sind, ist sehr ungewiss; einzelne Steine in den oberen Lagen
sind 57m lang und bis zu 1m dick. Im Ganzen ist die Mauer
23m hoch. Bei seinen Nachgrabungen hat Warren gegen Süden
eine zweite Mauer tief im Boden gefunden.

Auf der Ostseite der Harâmmauer liegt viel Schutt; der Felsboden
fiel einst steiler gegen das Kidronthal ab, als die heutige Boden-
oberfläche
. Das goldene Thor (S. 188) steht mit seiner Aussenseite
auf der Mauer, innen aber auf Schutt; die Mauer reicht hier noch